Hallo Zukunft - Wie wär‘s mit uns beiden?

 

Warum solltest du diesen Blogartikel lesen?

 

Du befindest dich aktuell in einer Situation in der Loslassen ein Thema ist.

Du führst gerade einen inneren Konflikt zwischen "loslassen" und "festhalten" und fühlst dich unsicher.

Du möchtest mit etwas abschließen und dich für das Jahr 2019 neu fokussieren. 

 

Wenn du deinem Jahr 2018 spontan eine Überschrift geben könntest, wie würde sie lauten? Meine wäre definitiv „Hallo Zukunft – Wie wär‘s mit uns beiden?“. Diesen Titel hätte ich sicherlich vor einem halben Jahr so nicht gewählt und es war im wahrsten Sinne des Wortes eine lange Reise bis hierher, die viel mit Loslassen zu tun hat. Als Einstieg möchte ich daher einen wunderbaren Text von Julia Engelmann aus der Stern Kolumne "Jede Woche, Baby!" mit dir teilen, der, wie ich finde, passender nicht sein könnte.

 

„Es gibt so vieles, das ich gerne für immer festhalten will. Den jetzigen Moment, Sonnenaufgang am Meer, ein Sommerabend am Weserufer mit Freunden, tanzen, bis es draußen hell wird, ein entspanntes Sonntagsfrühstück, gute Gespräche, lange Freizeitepisoden, feste Freundschaften, schöne Familienerlebnisse, körperliche und geistige Fitness, Kreativitätsflow, das Gefühl, jung zu sein und dass mir noch so viel bevor und offen steht, das Gefühl, etwas geschafft zu haben, das Gefühl, ausgeschlafen zu sein, das Gefühl, im Einklang mit allem zu sein, das Gefühl, glücklich zu sein – und die Zeit mit dir. 

 

Aber das geht nicht. Ich kann all das nicht festhalten und ich weiß nicht, was aus all diesen Dingen wird, ob sie bleiben, ob sie wiederkommen, was als nächstes passiert. Das macht mich traurig und unsicher. Die Ungewissheit zu akzeptieren und ihr offenen Herzens entgegenzusehen, kostet viel Mut.

Ja, Sonnenaufgänge und Sonntage kommen wieder, ebenso wie vermutlich gute Gespräche und Sommerabende wiederkommen. Aber sie werden nie wieder dieselben sein. Genauso wie der jetzige Moment.“

 

 

Life is a journey and you hold the map

 

Unser Leben ist ein ständiger Veränderungsprozess, mit Höhen und Tiefen, mit Phasen in denen sich Glück und Trauer die Klinke in die Hand geben. Aber hey, mal Hand aufs Herz… Ist es nicht wie Julia Engelmann so fabelhaft beschreibt? Wollen wir nicht gerne so vieles festhalten, weil wir fürchten, mit der Ungewissheit, was statt dem Vertrauten in unser Leben tritt, nicht klar zu kommen? Weil wir im Grunde unseres Herzens überhaupt nicht so mutig sind, wie wir nach außen hin scheinen?

 

Viele Menschen sagen mir nach, dass ich eine mutige Frau bin. Nachdem ich im kommenden Jahr nun die epische Zahl meiner 10-jährigen Selbstständigkeit feiern werde, stimmt dies sicherlich und macht mich auch total stolz. Gleichzeitig steckt hinter dieser mutigen Frau auch eine, die dem Leben dieses Jahr mit dem „unsichersten Herzen aller Zeiten“ entgegen getreten ist.

 

2018 hat mich rückblickend vor eine der größten Herausforderung überhaupt gestellt. Die „Landkarte meiner Zukunft“ und einen Menschen, mit dem ich diese Reise zusammen erleben wollte, los- und damit auch gehen zu lassen. „Yvonne, du musst jetzt wirklich endlich loslassen.“ - ein gut gemeinter Ratschlag meines Umfelds, der für mich so schwer umzusetzen war. Wie lässt man „einfach los“, wenn man im Grunde gar nicht loslassen will, weil das Herz was ganz anderes sagt?

 

Loslassen hat übrigens nicht zwangsläufig mit dem Verlust einer Beziehung zu tun. Vielleicht fällt es dir momentan schwer, dich aufzuraffen einen neuen Job zu suchen, obwohl du spürst, dass dein jetziger nicht mehr stimmig ist? Oder du verlierst deine liebgewonnene Wohnung, weil dein Vermieter plötzlich selbst einziehen will? Oder du willst eine Verhaltensweise von dir ablegen, weil du merkst, sie tut dir nicht mehr gut?

 

Ich habe mich ein Jahr mit dem Thema „Loslassen“ beschäftigt, zig Bücher und Fachartikel dazu gelesen. Es ist ein komplexes Thema und sicherlich nicht „bearbeitbar“ in einem Blogartikel. Meine Erfahrung soll dir einfach Mut machen, die Ungewissheit, die das Loslassen fast automatisch mit sich bringt, lernen zu akzeptieren und ihr offenen Herzens entgegenzusehen.

 

 

Meine 6 Tipps für mehr Geborgenheit im Ungewissen

 

Tipp 1: Erlaube dir ALLES zu fühlen und übernimm Verantwortung

Loslassen heißt, sich in einen Verarbeitungsprozess zu begeben, der ein Sammelsurium an unterschiedlichen Gefühlen an die Oberfläche befördert. Und genau dieser Prozess braucht Zeit. Wir leben in einer Gesellschaft, die irritiert aufhorcht, wenn solche Verarbeitungsprozesse „zu lange“ brauchen. Aber wer definiert eigentlich, wie lange wir zum Beispiel um eine große Liebe trauern dürfen? Es geht mir nicht darum, dass du dich in deinen Gefühlen verlierst und tagelang nicht mehr aus dem Haus gehst, sondern dir zugestehst, eine Verlusterfahrung zu verarbeiten und all den Gefühlen, wie Einsamkeit und Trauer einen Raum zu geben. Dazu ist es hilfreich, diese Gefühle aufzuschreiben oder aufzumalen und dir innerlich immer wieder bewusst zu sagen: „Ok, Trauer ich sehe dich. Es ist ok, dass du da bist und ich kümmere mich um dich. Ich gebe dir Raum und nehme dich ernst. Auch du darfst da sein.“

 

 

Tipp 2: Sag ja, zu dem was ist

Robert Betz hat so treffend in einem facebook Beitrag geschrieben: „LOSLASSEN gelingt durch Annehmen, nicht durch loswerden wollen. Was du Loslassen WILLST, bleibt meist an dir kleben und kann nicht gehen.“

 

In dem Moment, wo du schmerzhafte Erlebnisse in deinem Leben nicht annehmen kannst, wo du merkst, dass du dagegen ankämpfst und du dich immer noch fragst „warum musste mir das passieren?“, hältst du fest. Stelle dir also die Frage: Wo bist du im Widerstand mit dir und Anderen? Welche Erfahrungen hast du in deine „innere Besenkammer“ verbannt? Was brauchst du, um diese Erfahrung als einen Teil deiner Lebensreise annehmen und akzeptieren zu können?

 

Ein wirkliches innerliches JA zu dir und zu allem was passiert ist, heißt nicht gleichbedeutend, jede Situation und jede Handlung zu verstehen oder gut zu heißen. Es geht vielmehr darum, sich immer wieder darauf zu besinnen, dass dein Leben für und nicht gegen dich passiert! Auch wenn du den Sinn von Ereignissen oft nur mit Abstand und nicht im unmittelbaren Moment verstehen kannst. Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber wir können bestimmen, welchen Einfluss sie auf unsere Zukunft nehmen soll. Und diese Verantwortung liegt ganz bei uns.

 

 

Tipp 3: Hör auf zu kämpfen und bleib bei dir

Wenn dein Arbeitgeber dir kündigt oder dein Partner sich plötzlich von dir distanziert, hast du zig verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen. Gerade Menschen, die es gewohnt sind viel zu leisten, tendieren aus meiner Erfahrung dazu, sich immens in Situationen anzustrengen, die überhaupt nicht mehr änderbar und/oder im eigenen Einflussbereich liegen. Deshalb hör auf um Menschen zu kämpfen, die nicht mehr bei dir bleiben wollen, schau konsequent auf dich und reflektiere deinen Teil der Verantwortung. Wir können dem Leben nur eine neue Wendung für die Parts geben, die wir auch wirklich selbst beeinflussen können.

 

Falls du also in einer Situation feststeckst und du merkst, etwas in dir hält fest, überprüfe einmal, was dich dort wirklich hält? Welches Gefühl gibt dir diese Situation oder der Mensch, um den es geht und wie kannst du dir dieses Gefühl selbst schenken? Z. B. Ich gebe mir selbst die Liebe und Wertschätzung, die ich vorher im Außen gesucht habe. Ich schätze mich selbst und dass was ich tue wert und bin mir selbst genug.

 

 

Tipp 4: Vergib vor allem dir selbst

Ein Satz der mich sehr geprägt hat und den ich bei Laura Seiler gelesen habe ist: „Vergeben heißt, jegliche Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufzugeben“. Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern, sie ist passé. Schmerzhafte Erlebnisse lösen leider oftmals eben aus, dass wir jede vergangene Handlung kritisch unter die Lupe nehmen und uns durch unsere Gedanken zusätzlich „nieder machen“. Wir spielen in unserem Gedankenkarussel immer wieder aufs Neue durch, was wohl passiert wäre, wenn wir nur anders gehandelt hätten oder dass wir es hätten besser wissen müssen. Sei dir immer wieder bewusst, du und auch andere Personen haben sich in diesem Moment oder in der entsprechenden Lebensphase genau so verhalten, wie sie es eben konnten.

 

 

Tipp 5: Verbinde dich mit dir und deinen Werten

Mir hat es unglaublich geholfen mich konsequent damit zu beschäftigen, wer und was mir Kraft und Lebensfreude schenkt. Was mir im Leben wichtig ist und welche Werte in all meinen Lebensbereichen für mich zentral sind. Ich habe versucht, mir viele schöne Momente zu kreieren, indem ich mich mit mir selbst verabredet und wieder gelernt habe, Freude im Moment zu genießen. Wichtig dabei war, mir einen neuen Fokus zu setzen, der mir Orientierung gegeben hat. Das Ende des Jahres ist ein schöner Moment, dir Zeit zu nehmen und eine Liste mit Dingen zu erstellen, die dir in deinem Leben wirklich wichtig sind. Versuche diese für dich zu definieren und überlege, welche Aspekte du im neuen Jahr noch stärker oder vielleicht auch wieder leben möchtest. Hierzu habe ich dir ein Worksheet erstellt, welches dich dabei unterstützen soll.  

 

 

Tipp 6: Schließe Frieden und sag Danke  

Irgendwann in diesem Verarbeitungsprozess, wenn du das, was passiert ist, wirklich akzeptiert hast, öffnet sich eine Schatzkiste in deinem Inneren und du kannst mit mehr Dankbarkeit auf eine schwierige Zeit in deinem Leben schauen. Zumindest habe ich das so erlebt :).

 

Verbinde dich immer wieder mit dem Gefühl der Dankbarkeit und stelle dir die Frage: Was hast du durch diese Zeit oder auch diesen Menschen gelernt? Welche Stärke und Ressource hast du dadurch an dir selbst entdeckt? Für was bist du dir selbst und diesem Menschen wirklich aufrichtig dankbar?

 

 

Du bist die Summe deiner Erfahrungen

 

Wenn es dir vielleicht ein wenig ähnlich ging wie mir dieses Jahr, dann frage dich mal: Wenn das alles nicht passiert wäre, wenn du diese Erfahrungen nicht gemacht hättest, wenn du deine „Karte“ nicht hättest ändern müssen…Würdest du heute dort stehen, wo du stehst?

 

Jede Veränderung, sei sie eigeninitiiert oder angestoßen durch das Außen, birgt ein unglaubliches Potenzial. Mir hat sie deutlich meine Entwicklungsfelder aufgezeigt, auch wenn es zu Beginn schwer war, genau das zu sehen. Ja, es wird wieder Mondspaziergänge oder City Dinner in Italien in meinem Leben geben. Aber sie werden nie wieder dieselben sein. Genauso wie der jetzige Moment... Ich bin sehr dankbar, diese intensive Liebe und all die Momente mit ihm erlebt zu haben - denn sie haben mich letztlich zu dem Menschen gemacht, der ich in diesem Moment bin. Kraft- und gefühlvoll, voller Tatendrang und näher bei mir, als jemals zuvor!

 

Und denk daran, jedes mal, wenn du etwas in deinem Leben verloren und dafür ein Stück von dir selbst (wieder)-gefunden hast, dann hast du etwas Wesentliches gewonnen.

 

Auf die Magie der Gegenwart und alle Erfahrungen, die uns das Leben beschert!

 

yvonne 

 

 

Für dich! ...

 

Dein Worksheet

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Kommentare: 2
  • #1

    Jürgi (Sonntag, 23 Dezember 2018 22:01)

    Super zusammengefasst, danke

  • #2

    Anna (Dienstag, 25 Dezember 2018 11:37)

    Vielen Dank für diesen tiefgehenden Artikel von Dir, der mich sehr berührt hat!! Macht weiter so!!!