Stille heißt zuhören... nämlich dir selbst!

 

 

Warum solltest du diesen Blogartikel lesen?

Du möchtest lernen, dir mehr zu zuhören anstatt dich abzulenken.

DU möchtest für dich herausfinden, wie du dich dem Thema "innere Stille" nähern kannst.

Du möchtest erfahren, wie du in einer Welt voller äußerer Reize in die Stille finden kannst.

 

 

Es ist ruhig geworden die letzten drei Wochen um Sabrina und mich. Wie passend erscheint da unser lang geplanter und letzter Blogartikel im Rahmen unserer Achtsamkeitsreihe. Diesmal zum Thema „Stille“. Aber wie schreibt man einen Artikel über Stille, wenn die eigene Welt sich so schnell dreht, dass Stille eine Sehnsucht ist, der wir vermeintlich viel zu selten nachgehen?

 

DOCH...

 

“Darum geht es: lernen, wieder hinzuhören. Auf die Stille zu horchen, auf den Raum zwischen den Worten, die Ruhe im Sturm, das Verstreichen der Zeit. Wieder genießen zu lernen: den Geschmack einer Mahlzeit, die Wärme des Feuers. Wieder spüren zu lernen: die Berührung der Fingerspitzen, das pochende Herz, den Raum, der sich öffnet, die Zeit, die plötzlich stehen bleibt…

Wieder glücklich zu werden.” - Kankyo Tannier

 

Sabrina und ich sitzen gerade zusammen in München in einem Café - nicht gerade der Inbegriff für einen stillen Ort. Und doch hat dieser Moment hier gerade so viel mit dem zu tun, was Tannier, eine buddhistische Zen-Nonne, in ihrem wunderbaren und humorvollen Buch „Stille“ beschreibt. Auf die Stille zu horchen und den Raum, der zum Beispiel zwischen den Worten entsteht. Und du kennst das bestimmt... du sitzt mit einem Menschen, der dir viel bedeutet zusammen, und es entsteht ein Moment der Stille zwischen euch, der sich einfach nur angenehm und schön anfühlt? Ihr spürt überhaupt keinen Druck, wie es vielleicht im Zusammensein mit anderen Menschen der Fall ist, diesen Moment der Stille, des Schweigens, mit Worten füllen zu müssen.

 

Stille hat so viele Facetten und heißt nicht nur schweigend für Stunden auf einem Meditationskissen zu sitzen. Bevor wir unsere Gedanken dazu teilen, möchten wir dich zunächst fragen:

 

  • Was bedeutet Stille denn für dich?
  • Welchen Moment in der letzten Zeit hast du wirklich still verbracht?
  • Wie gut kannst du stille Momente mit anderen aber auch mit dir selbst aushalten?

 

Als Sabrina und ich uns grade über diese Fragen ausgetauscht haben, war unsere persönliche Feststellung, dass wir früher oftmals mit einer konstanten „Grundbeschallung“ unseren Tag gelebt haben. Morgens sofort Musik an, ein Hörbuch für die Fahrt zum Kunden, mit Musik laufen gehen, abends den Fernseher an. Nichts gegen gute Musik – wer uns kennt, weiß wie wichtig uns gute Musik ist ;). Aber ist dir mal aufgefallen, dass es inzwischen kaum ein Geschäft, kaum ein Café gibt, in dem keine Musik läuft, in dem wir nicht über so viele Sinneskanäle wie möglich mit Impulsen konfrontiert und überflutet werden?

 

Stille zu erleben, ist mittlerweile ein seltenes Gut und für viele Menschen in unseren Seminaren eine tiefe und immer größer werdende Sehnsucht, in einer Welt voller Außenreize. Für uns ist Stille eng verwoben mit Achtsamkeit. In unseren letzten beiden Artikeln haben wir Achtsamkeit als einen Zustand von Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment beschrieben, der uns ein stärkeres Bewusstsein für eben diesen Moment ermöglicht.

 

Ein Bild was wir sehr treffend als Vergleich finden ist der, dass dein Geist vergleichbar ist, mit einem großen klaren See oder einer Quelle, bei der du ganz tief auf den Grund sehen kannst. Jeder Außenreiz und jede Sinneswahrnehmung ist wie eine Farbe, die von außen in deinen See oder deine Quelle hinein „gekippt“ werden und diesen nach und nach immer stärker verfärben. Um bei diesem Bild zu bleiben, ist dein Geist irgendwann so voller verschiedener Farben, dass er nicht mehr klar ist, sondern eher eine trübe Brühe. Vielleicht kennst du das auch noch von früher in der Schule, wenn du mit Wasserfarben gemalt hast. Dein Wasser in dem Becher, um deinen Pinsel auszuspülen, hatte nachher nichts mehr mit klarem Wasser oder mit diesen schönen bunten Farben auf deinem Papier zu tun. Das Wasser war einfach nur noch eine trübe bräunliche Brühe.

 

Deswegen möchten wir dich einladen, unseren Artikel als Impuls anzusehen, dich einmal mit den stillen Momenten in deinem Leben zu beschäftigen und der Form von Stille, die nach innen gerichtet ist und einen Weg der Achtsamkeit beschreibt, um Zurückhaltung und das Zuhören zu üben. Vor allem dir selbst gegenüber!

 

 

Dir selbst zuhören – Freude oder Frust?

 

Tannier beschreibt, dass die Entwicklung von innerer Stille uns erlaubt, „auch in angespannten Lebenslagen entspannt zu bleiben – wenn die Welt um uns herum laut ist, wenn unsere Emotionen uns durcheinanderwirbeln.“ Stille ist eine Möglichkeit für dich, um innezuhalten und Klarheit zu bekommen und aus alten Denkstrukturen auszusteigen. Momente der gedankenlosen Stille sind laut Sivananda „wie ein Bad in einem Ozean der Glücksseligkeit, man muss ihn selbst erfahren haben.“

 

Ein Bad im Ozean der Glücksseligkeit, wer will das nicht?

 

Doch wie geht´s dir tatsächlich mit Stille?

Vielleicht nehmen wir oftmals an, dass wir etwas von außen wie z.B. die Berieselung durch Musik oder den Fernseher brauchen, um uns zu entspannen. Könnte es vielleicht sein, dass es dir auch etwas nimmt, statt dir zu geben? Nämlich deinen Fokus und deine Aufmerksamkeit, dich wieder bewusster wahrzunehmen, hinzuschauen, was du gerade wirklich brauchst?

 

Wir haben beide die Erfahrung gemacht, dass wir uns oftmals im Außen ablenken oder uns beschallen lassen, weil die Stille nämlich unangenehmes Gefühl und/ oder Gedanken hervorruft, mit denen wir uns nicht beschäftigen möchten. Stille bewirkt also irgendwie auch Lärm im Kopf, denn im normalen „Alltagsbewusstsein“ sind wir es gewöhnt, tausende Gedanken zu denken, die durch unseren Kopf rauschen und das scheinbar oft sogar parallel. Die Natur dieser Gedanken ist dabei so, dass wir uns auf unsere vergangenen Erfahrungen beziehen und das, was wir denken. Wir exerzieren vergangene Situationen wieder und wieder durch. Oder wir sind in der Zukunft und fragen uns, „was wäre, wenn …?“. So oder so, wir sind nicht im gegenwärtigen Moment. Wir umgehen ihn einfach.

 

Wenn wir unseren Blick im Hier und Jetzt auf uns selbst in der Stille richten, dann machen wir laut Jack Kornfield automatisch „Bekanntschaft mit unserem zersplitterten und zerstreuten Geist“. Er beschreibt unseren untrainierten Geist mit einem „wild gewordenen Affen“, der von Gedanke zu Gedanke hüpft, von einer Sinneswahrnehmung zu einer Erinnerung springt und so weiter… Kennst du das auch? Wenn dich deine Gedanken total überrennen und einnehmen. Manchmal frag ich mich selbst… habe ich nicht einfach zu viele Gedanken, für eine Person?

 

Zu unserem monkey mind hier aber erst mal ein kurzes Video (weniger als zwei Minuten lang :): https://www.youtube.com/watch?v=nOJTbWC-ULc

 

Wir haben weiter oben ja schon beschrieben, dass es aus unserer Sicht nicht die EINE Stille gibt. Stille hat mehrere Facetten und Ausprägungen. Wir persönlich verstehen Stille nicht als einen „Schalter“ – Stille EIN oder Stille AUS. Sondern eher als einen „Dimmer“. Du selbst kannst bestimmen, welchen Grad an Stille du gerade brauchst.

 

 

Unsere Tipps für deinen persönlichen „Stille-Dimmer“

 

Frag dich doch zwischendrin einfach mal, welche Stufe brauchst du grade? Die folgenden Stufen, sind lediglich ein Vorschlag von uns. Entwickle gerne deinen eigenen Stille-Dimmer, entsprechende deiner Bedürfnisse und deiner persönlichen Situation.

 

 

Stufe 1: Stille Nachdenkpause

 

Wenn du mal wieder merkst, dass dich gerade eine Situation überfordert, du unter Dauerbeschallung stehst, nicht weißt, wo oben und unten ist, du nicht weißt, wo du gerade anfangen sollst, dann geh einmal kurz gedanklich, vielleicht zusätzlich auch räumlich, aus dieser Situation raus. Konzentriere dich für ein paar Atemzüge nur auf deinen Atem und nimm wahr:

 

Wie fließt dein Atem? Flach oder tief? Langsam oder schnell? Wie weit fließt er in deinen Körper? Atmest du in die Brust oder in den Bauch?

 

Schnell wirst du merken, dass deine Gedanken klarer werden und du wieder Fokus für deine Aufgaben etc. gefunden hast.

 

 

Stufe 2: Mit allen Sinnen erleben

 

Für mehr stille Momente im Alltag, probiere doch auch mal den Tipp von Kankyo Tannier aus, 1-2 Mal pro Woche ganz bewusst und alleine in Stille zu essen. Nimm dir die Zeit dein Mittag- oder Abendessen mit allen Sinnen zu genießen, ohne nebenbei etwas anderes zu tun. Kein Insta, kein Facebook, keine Musik, kein Fernsehen etc.

 

 

Stufe 3: Funkstille auf Zeit

 

Und wenn du deinen Dimmer noch eine Stufe höherstellst, verzichtest du vielleicht auch mal eine gewisse Zeit auf dein Handy, das offene Mailpostfach etc. Das kann ganz bewusst für eine Stunde sein oder vielleicht sogar mal für einen ganzen Tag. Du wirst merken wie schön es ist, selbst zu bestimmen, wann du diesen äußeren Reiz zulässt und dich nicht selbst von ihm bestimmen lässt, indem du bei jedem Aufblinken des Handys etc. sofort aktiv wirst und nachschaust.

 

 

Stufe 4 In der Stille sitzen

 

Wenn du dich mit dem Thema Stille tiefgehend beschäftigst, landest du automatisch auch beim Thema „Meditation“ und dem in der Stille Sitzen.

 

Damit du in die Gegenwart hineinentspannen kannst, den Genuss der Stille wirklich genießen kannst, braucht es Übung und Disziplin. Gib nicht sofort wieder auf, nur weil es am Anfang nicht gleich das gewünschte Maß an „Glücksseligkeit“ bringt.

 

Das hat uns unterstützt, den Zugang zum einfach Dasitzen ;) zu finden:

 

1. Fang klein an und steigere dich dann

Setze dir am Anfang ein kleineres Zeitfenster von max. 10 Minuten für deine Meditation und erhöhe die Zeit dann bewusst.

 

2. Schaffe dir einen geschützten Rahmen

Schalte dein Handy aus und stell sicher, dass du für deine geplante Stille-Zeit nicht gestört wirst. Nimm eine dir bequeme Haltung ein. Entweder sitzend oder auch liegend. Allerdings solltest in der Lage sein, deine Aufmerksamkeit und Konzentration für die geplante Zeit zu halten und dabei nicht einzuschlafen ;)

 

3. Atme - sonst nix :)

Hilfreich bei der Meditation ist es, sich auf ein sogenanntes Meditationsobjekt zu konzentrieren. Vielleicht kennst du das, wenn du am Lagerfeuer sitzt und wie gebannt auf das Feuer schaust? Das selbe Prinzip, sich auf einen Aspekt zu fokussieren, können wir mit unserem Atem nutzen, der glücklicherweise in jeder Situation verfügbar ist. Versuch dich also nur auf deinen Atem zu konzentrieren. Es gibt dabei die Möglichkeit, beim Ein-und Ausatmen, mitzuzählen. Also z. B. 1 = einatmen, 2 = ausatmen, usw. bis 10 und wieder von vorne. Eine andere mehr visuelle Variante ist, dir vorzustellen, dass dein Ein- und Ausatmen wie eine Wellenbewegung im Meer ist.

 

4. Nimm auftauchende Gedanken wahr und lass sie wieder los

Wenn du auf diese Art und Weise deine Konzentration schärfst, wirst du bemerken, dass dein Geist abschweift und sich schnell ablenken lässt. Das ist Teil der Meditationserfahrung und völlig normal.

Lass aufkommende Gedanken, wie eine Wolke am Horizont weiterziehen. Nimm wahr, dass dieser Gedanke da ist, aber bewerte ihn nicht. Lass ihn einfach weiterziehen. Setz dich nicht unter Druck, sondern versuch wieder zurück zu deinem Atem zu gehen. Spüre in dich hinein. Spüre jeden einzelnen Teil deines Körpers und schenke ihm mit jedem weiteren Atemzug Entspannung und Leichtigkeit.

 

 

Das waren Sie, unsere vier Stufen des Stille-Dimmers. Probiere es doch einfach mal aus und frag dich zwischendurch mal, welche Form von Stille brauchst du jetzt gerade. Entwickle nach und nach deinen eigenen Stille-Dimmer.

 

Denn: Wenn du Stille aushalten kannst, dann kannst du dich aushalten, mit dir sein. Du kannst die Momente der Stille nutzen, weil du mit dir vertraut bist.

 

Wir freuen uns, wenn du deine Erfahrungen mit uns teilst.

 

Sabrina und yvonne

 

 

 

Koblenz meets München … Wie schön, dass wir diesen Artikel wieder zusammen und beisammen schreiben konnten :)

 

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