Nö… einfach NÖ!

 

Warum solltest du diesen Blogartikel lesen?

Du möchtest in Zukunft öfter und bewusster „Nein“ sagen können.

Du möchtest dir bewusstmachen, warum es dir manchmal so schwer fällt „Nein“ zu sagen.

Du möchtest erfahren, warum „Nein“ sagen nichts mit Egoismus zu tun hat und für dich Strategien entwickeln, wie du dich besser abgrenzen kannst.

 

 

Vielleicht kennst du solche Situationen, in denen du JA sagst, obwohl du NEIN meinst. Situationen, in denen du dich im Nachgang ärgerst, warum du wieder „weich“ geworden bist und nachgegeben hast. Situationen, in denen du andere dafür bewunderst, dass sie sich gut abgrenzen können und es ihnen anscheinend überhaupt nicht schwer fällt auch mal NEIN oder einfach mal „NÖ“ zu sagen.

 

Ich kenne all diese Situationen nur zu gut und auch in meinen letzten Trainings in den vergangenen Wochen, war dieses so scheinbar kleine Wort „Nein“ mit seiner großen Tragweite ein sehr dominantes und präsentes Thema, welches viele meiner Teilnehmer beschäftigt hat.

 

Wenn ich meine Teilnehmer gefragt habe, was sie mit diesem Wort verbinden, kamen oft Antworten wie:

  • Ablehnung
  • Egoismus
  • Konflikt
  • kein Interesse
  • Negativ
  • Kränkend
  • Grenzen setzen

Wenn ich im Nachgang die Frage gestellt habe „Wie nehmt ihr Menschen um euch herum wahr, die sich gut abgrenzen und „Nein“ sagen können?“, waren die Antworten darauf ganz anders:

  • Selbstsicher
  • Erfolgreich
  • Souverän
  • Willensstark
  • Verlässlich
  • Beneidenswert
  • Authentisch

 

Würdest du diese Fragen für dich ähnlich beantworten?

 

Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, denen es in bestimmten Situationen unglaublich schwer fällt NEIN zu sagen und die das selbst ausgesprochene NEIN eher mit negativen Eigenschaften und einer negativen Wirkung auf andere verbinden, was wir schließlich oftmals vermeiden wollen.

 

Im Umkehrschluss, nehmen wir ein gut platziertes NEIN von anderen jedoch oft als positiv war. Wir beneiden sogar solche Menschen für ihre Stärke und Klarheit. Letztlich wissen wir so genau, woran wir sind und erleben diese Menschen vermehrt als sehr klar und authentisch.

 

Natürlich kommt es auch immer darauf an, wie dieses NEIN ausgesprochen und platziert wird.

 

 

Warum ist ein NEIN so schwer?

 

Aber warum fällt es uns in manchen Situationen so schwer NEIN zu sagen und damit für unsere Bedürfnisse und unsere Meinung einzustehen?

 

Oftmals aus den oben aufgeführten Gründen. Wir haben Angst egoistisch zu wirken und auf Ablehnung oder Zurückweisung zu stoßen. Schließlich ist eins unserer menschlichen Bedürfnisse Anerkennung (Abraham Maslow, vierte Ebene der Bedürfnispyramide). Durch Anerkennung definieren wir meist einen Großteil unseres Selbstwertes und unseren Grad an Zugehörigkeit in Systemen. Diese Systeme können Familie, Freunde, Kollegen, Partnerschaft etc. sein.

 

Vielleicht ist auch Harmonie ein wichtiger Wert für dich und du hast Angst diese Harmonie mit einem NEIN zu zerstören und so einen Konflikt auszulösen, den du vermeiden möchtest. Vielleicht möchtest du andere Menschen auch nicht enttäuschen.

 

Ein NEIN könnte also unsere Anerkennung und unsere Zugehörigkeit, die Harmonie und gewünschte Akzeptanz in Gefahr bringen. Aus dieser Angst heraus, sagen wir also manchmal oder auch öfters JA…

  • zu zusätzlicher Arbeit
  • einem Treffen, an dem wir eigentlich gar nicht teilnehmen wollen
  • Essen und Trinken, welches uns gar nicht schmeckt
  • zu einer Meinung, die wir nicht oder nur teilweise vertreten und halten dabei unsere eigene Meinung zurück
  • usw.

 

 

Wie stehst du zu einem NEIN?

 

Eine Teilnehmerin erzählte mir, dass sie sich nie getraut habe wirklich für sich einzustehen und auch mal NEIN zu sagen. Besonders ihrem Chef gegenüber, der sie immer wieder mit neuer Arbeit überschüttet, was zu einer beachtlichen Summe an Überstunden führt.

 

Als Kind habe sie schon gelernt, dass man nicht Nein sagt, immer freundlich sein soll und auf die Erwachsenen hört. Dies hat sie bis heute übernommen. Bis heute sind ihr diese Glaubenssätze noch sehr präsent, obwohl sie mittlerweile schon längst selbst erwachsen ist. Aber… mittlerweile traut sie sich auch mal NEIN zu sagen. Zum Beispiel zu ihrem Chef. Mit strahlenden Augen erzählte sie mir, wie stolz sie selbst auf sich sei, mehr für ihre Bedürfnisse einzustehen und nicht immer nur „Ja und Amen“ zu sagen. Und… dass sich dadurch einiges positiv geändert hat und ihr Nein zwar anfänglich zu etwas Irritation bei Ihrem Gegenüber geführt hat, aber durchaus angenommen wurde.

 

Frage dich doch mal an dieser Stelle Folgendes:

  • In welchen Situationen fällt es dir besonders schwer NEIN zu sagen?
  • Welche Angst steckt dahinter?
  • Was könnte im schlimmsten Fall passieren?
  • Stell dir vor, du würdest weiterhin nicht NEIN sagen. Wie würde sich die Situation entwickeln?
  • Und nun stell dir vor, du würdest beim nächsten Mal bewusst und klar NEIN sagen. Was könntest du in Zukunft für dich gewinnen?
  • Was wäre dir dadurch möglich? Was wäre dann anders?

 

 

5 Tipps, um bewusst Nein zu sagen

 

1. Visualisiere deine NEIN-Situation

 

Nimm dir bewusst einmal Zeit, dir vor deinem geistigen Auge genau die Situation zu visualisieren, in der du bis jetzt immer zugestimmt und JA gesagt hast, in welcher du aber beim nächsten Mal NEIN sagen möchtest. Stell dir die Person oder die Personen, an die du dein NEIN adressieren möchtest, ganz genau vor. Wenn du an diesem Punkt bist, sprich das magische Wort aus. Sprich es laut für dich aus und adressiere es dabei an genau die Person oder die Personen, die du dir gerade visualisiert hast. Vielleicht sagst du so was wie „Nein. Dafür habe ich leider keine Zeit. Es sei denn wir priorisieren um.“, „Nein, danke. Das passt für mich nicht.“ oder „Nein, das sehe ich anders. Aus meiner Sicht…“. Und nun… atme tief durch :).

 

 

2. Mach dich stark und sorge für eine gute innere Haltung

 

Spür nochmal in dich hinein, wie es sich bei deiner Visualisierung anfühlt NEIN zu sagen. Vielleicht spürst du so was wie Überraschung über dich selbst, Stolz, abfallenden Druck oder Erleichterung. Bleib in diesem Gefühl, richte dich auf und schreibe alle positiven Emotionen auf, die gerade bei dir aufkommen. Wähle dabei die Formulierung: Ich fühle mich… . Kurz bevor du in deine reale NEIN-Situation gehst, liest du dir genau diese Formulierung nochmal durch. Sprich sie auch gerne laut aus, wenn du die Möglichkeit hast. Unsere Gedanken folgen unserer Aufmerksamkeit. Bring dich also in einen guten Zustand.

 

 

3. Halte Pausen aus

 

Dein Gegenüber rechnet vielleicht schon damit, dass du beim nächsten Mal auch wieder JA sagen wirst. Jetzt sagst du aber auf einmal NEIN. Das führt natürlich erstmal zu einer gewissen Irritation bei deinem Gegenüber. Auf einmal ist etwas anders. Halte diese kurze Pause aus. Schließlich hast du dich ja schon gut vorbereitet auf das was gerade geschehen ist. Für dein Gegenüber ist die Situation aber neu. Gib ihm oder ihr die Möglichkeit, dass diese Veränderung wirken darf. Halte dabei weiterhin Blickkontakt (sofern ihr euch persönlich gegenübersteht). Das verstärkt dein Nein nochmal.

 

 

4. Rechtfertige dich nicht und bleib standhaft

 

Es ist natürlich ungewohnt und vielleicht sogar unangenehm für dich, dich positioniert zu haben. Halte die Pause aus und verfalle nicht in Rechtfertigungen oder mache dein NEIN, was du so mutig ausgesprochen hast, wieder klein durch Äußerungen wie „Ich hoffe das ist in Ordnung“ oder „Das geht halt nicht, weil…“. Und vor allem… ziehe dein NEIN nicht wieder zurück, wenn dein Gegenüber dich überreden möchte. Durch Äußerungen wie „okay, aber das ist dann bitte das letzte Mal.“ erzielst du oftmals das gleiche Ergebnis für die Zukunft, als hättest du direkt JA gesagt. Biete gerne Alternativen an, wenn du das möchtest oder verweise darauf, dass es bei diesem Mal nicht passt aber vielleicht beim nächsten Mal. Weil du heute zum Beispiel viel lieber zu Hause bleiben möchtest als mit Freunden aus zu gehen, bedeutet das ja nicht, dass du sie nie wiedersehen möchtest. Steh also für deine Bedürfnisse ein.

 

 

5. Setz dich nicht unter Druck und gehe wohlwollend mit dir um

 

Vielleicht gelingt es dir nicht direkt beim nächsten Mal NEIN zu sagen. Vielleicht auch nicht beim übernächsten Mal. Bleib dran und nutze die diese Tipps für dich. Wie heißt es so schön… Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Erlaube dir also ein Meister zu sein der übt. :)

 

 

 

Jetzt haben wir uns Situationen gewidmet, die auf gewisse Hinsicht vorhersehbar sind und auf die du dich mit dieser Strategie vorbereiten kannst. Was aber tun, wenn du dich überrumpelt fühlst? Gib dir in diesen Fällen auch mal selbst die Erlaubnis, nicht direkt antworten zu müssen. Dich nicht direkt entscheiden zu müssen.

 

Ersetze das gewohnte „Ja“ der Zustimmung, durch eine Bedenkzeit, die du dir einforderst. Du wirst überrascht sein, mit welchem Verständnis dir hier oft begegnet wird. Vielleicht helfen dir Aussagen wie:

  • „Lass mich die Arbeit hier gerade noch abschließen, dann gebe ich dir Bescheid. Das kann ich ad hoc gerade nicht entscheiden.“
  • „Gib mir bitte Bedenkzeit und ich melde mich bei dir.“
  • „Ich sag dir morgen Bescheid.“

 

Um dich auf deinem Weg zu begleiten, in Zukunft mehr für dich einzustehen und auch mal NEIN zu sagen, habe ich dir eine Notfallkarte vorbereitet. Diese kannst du für dich ausfüllen und dir für deine NEIN-Situationen oder den Notfall, dass du kurz vorher nochmal unsicher wirst, zur Hand nehmen. Vielleicht möchtest du sie dir in dein Notizbuch oder deine Geldbörse stecken oder auch zu Hause an den Spiegel hängen. Schau, was für dich am besten passt.

 

Und denk daran… wir bewerten unser Nein oftmals viel negativer als das Nein von anderen. Trau dich, für dich und deine Bedürfnisse einzustehen und beobachte, was dir dadurch möglich sein wird. Denn dein NEIN zu anderen ist oftmals ein JA zu dir selbst

 

 

Sabrina

 

 

Für dich…

Deine Notfallkarte

 

 

 

PS: Schau auch gerne nochmal in unseren Artikel „Ich flipp´aus! - nee, doch nicht.“. Hier teilen wir mit dir das Wissen um den „Raum der Entscheidung“, welcher dir dabei hilft, achtsamer im Moment zu sein und dich bewusst für eine Reaktion auf einen Reiz zu entscheiden.

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Kommentare: 2
  • #1

    Sophie (Freitag, 22 November 2019 12:34)

    Sehr informativ und klar dargestellt wie immer. Nein sagen war für mich immer ein Problem woran ich immer noch schwer arbeiten muss. Eine Bedenkzeit anstatt das gewohnte „Ja“ finde ich eine sehr gute Idee. So kann mann sich wirklich klar machen wozu man „Ja“ sagt.
    Vielen lieben Dank für diese wertvollen Tipps und die Notfallkarte.

  • #2

    Sabrina (Sonntag, 24 November 2019 13:44)

    Liebe Sophie,
    schön, dass dich der Blogartikel und die Notfallkarte unterstützt. Und denk dran: auch wenn es mal nicht direkt klappt.... erlaube dir einfach eine Meisterin zu sein, die übt! :) Alles Liebe!
    Sabrina