Schon gestresst von der „freien“ Zeit?

 

Warum solltest du diesen Blogartikel lesen?

Du merkst, dass du trotz der neu gewonnenen Zeit in der Coronakrise nicht wirklich zur Ruhe kommst?

Du fühlst dich unter Druck, die gewonnene Zeit für dich nutzen und produktiv sein zu müssen?  

Du fühlst eine innere Unruhe und kannst diese nicht zuordnen?

 

 

Es ist nun schon einige Wochen her, dass ich am Bahngleis stand und auf meinen Zug wartete. Am nächsten Tag stand ein Training mit Führungskräften in Passau an. Fünf Minuten bevor der Zug ankam, erhielt ich eine E-Mail, in der das Training kurzfristig abgesagt wurde. Der Grund waren Vorsichtsmaßnahmen wegen Corona. Dass eine Woche später Schulen schließen würden und welchen Einfluss Corona noch auf unser alltägliches Leben haben würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Etwas perplex fuhr ich wieder nach Hause. An den darauffolgenden Tagen kamen dann täglich Stornos für Trainings rein. So saß ich also in meinen vier Wänden, noch etwas betäubt von der neuen Situation, von 100% auf 0% ausgebremst zu sein, keine Einnahmen mehr und keine Ahnung zu haben, wann ich wieder Trainings geben kann.

Täglich gab es neue Informationen in den Medien, die am Folgetag schon wieder erneuert wurden. Die Angebote an Onlineformaten schossen durch die Decke und es hagelte Tipps, wie man doch am besten mit der neuen Situation umgehen kann. Home-Office-Tipps, Online-Meditationen, Sehe-Corona-als-Chance-Tipps usw.

 

Wie ging es dir in den letzten Wochen mit der neuen Situation?

 

Gefühlt gibt es im Moment zwei Extreme. Zum einen die, die gerade völlig gestresst sind. Mehr Arbeit, neue Arbeitsformate, Homeschooling, pflegebedürftige Personen in der Familie etc. Und dann solche wie Yvonne und mich, die von der Krise komplett ausgebremst wurden. Und da wir wissen, dass es vielen, besonders Selbstständigen, aus unserem Umfeld auch so geht, möchten wir den Fokus in diesem Artikel einmal darauflegen.

 

Denn ehrlich gesagt hat mich diese neue Situation, auf einmal nicht mehr arbeiten zu können, am Anfang ganz schön überfordert, ja sogar auf eine neue Art und Weise gestresst. Ich hatte das Gefühl, ich müsste auf all die äußeren Reize reagieren und meine Zeit, die ich nun habe, jetzt direkt wieder mit neuen Dingen füllen.

 

Schließlich möchte ich doch in ein paar Wochen oder Monaten nicht auf die Frage „Und, was hast du so in der Coronazeit gemacht?“ antworten müssen „Ähm… nichts.“

 

Ich hatte das Gefühl, dass alle gerade Ausmisten, Renovieren, Garten oder Balkon neugestalten, die Steuer machen, Online-Kurse besuchen, täglich Yoga praktizieren, Journaling und vor allem unzählige Zoomcalls haben.

 

Ich fühlte mich dadurch unter Druck gesetzt und habe richtig gemerkt, wie sich eine gewisse Unruhe in mir breitmachte. Mir fiel es schwer, mich davon zu distanzieren. Es hat wirklich zwei Wochen gedauert, bis ich für mich ganz bewusst entschieden habe:

 

 

Ich steige aus!

 

Ich entscheide mich gegen diesen Wettkampf, wer gerade seine Zeit am besten und effektivsten nutzt.

 

Das heißt, ich habe ein paar Tage einfach das gemacht, wonach mir war. Ausgeschlafen, Kaffee getrunken und dabei aus dem Fenster geguckt. Ich habe etwas gelesen, bin spazieren gegangen, habe mich dabei einfach mal für eine Weile auf eine Bank in die Sonne gesetzt, mir danach leckeres Essen zubereitet, gute Serien geguckt usw. 

 

Und dabei habe ich gemerkt, dass ich so langsam wieder zu Kräften kam und meinen Fokus zurückgewonnen habe. Denn ich habe mich bewusst dazu entschieden, mich vom Außen zu distanzieren und die erste Zeit ganz bewusst für mich zu nutzen.

 

Und das hat dazu geführt, dass ich mittlerweile wieder jeden Tag genieße, total produktiv bin und das, mit einer wunderbaren Leichtigkeit.

 

Daher ist dieser Artikel ein Appell an dich, die neue gewonnene Zeit (sofern dies bei dir der Fall ist), für dich zu nutzen und nicht direkt wieder mit neuen Dingen zu füllen, dich unbewusst unter Druck zu setzen, mitzuhalten und leisten zu müssen und dabei am Ende ganz erschöpft zu sein.

 

Ein schönes Zitat aus dem Süddeutsche Zeitung Magazin, das mich zum Schmunzeln gebracht hat und aus meiner Sicht das Ganze witzig auf den Punkt bringt, lautet:

 

„Wer nach 18 Zoom-Meetings und 29 Slack-Calls nicht bereit ist, sich bei seiner Home-Yoga-Session mit rotem Kopf und ausgeleierten alten Schlabberklamotten zu filmen und danach die Wohnung für ein virtuelles Dinner mit Freunden herzurichten, sondern lieber einfach die Wand anstarren und dabei Tiefkühlpommes essen möchte, dem sei Verständnis ausgesprochen.“

 

Nutze die Zeit für dich zu schauen, was gerade wirklich wichtig für dich ist. Schließlich ist es für uns alle eine neue Situation, die wir so noch nie erlebt haben und für die wir keine sogenannte „Referenzerfahrung“ aus der Vergangenheit haben. Es ist eine Veränderung, die uns von außen übergestülpt wurde und in der wir entscheiden dürfen, wie wir damit umgehen möchten.

 

Daher möchte ich hier fünf Tipps mir dir teilen, wie du wieder zu Kräften kommen kannst, um dir die Leichtigkeit zurück zu holen, die dir vielleicht in der letzten Zeit abhandengekommen ist.

 

 

Meine 5 Tipps für dich:

  1. Gehe in den Rückzug
    Schalte ganz bewusst einen Gang zurück. Distanziere dich für eine gewisse Zeit von Social Media, Zoom Calls, Onlineangeboten usw. in einem Umfang, der sich für dich entlastend anfühlt. Wenn du möchtest, bestimme für dich ein Zeitfenster genau dafür und lege dann das Handy wieder auf Seite. Schalte den Stumm- oder Flugmodus ein und sei einfach mal eine gewisse Zeit „nicht für dein Außen verfügbar“. Informiere auch gerne deine Familie und Freunde darüber, damit sie wissen, dass es dir gut geht und du dir Zeit für dich nimmst.

  2. Lasse Sorgen und Unsicherheiten einfach da sein
    Lasse Sorgen und Unsicherheiten einfach da sein, wenn ein ungutes Gefühl in dir aufsteigt, sich eine negative Emotion bemerkbar macht, die sich nicht gut anfühlt. Ignoriere diese nicht und lenke dich nicht direkt mit etwas ab. Versuche deine Gefühle zu benennen, ihnen einen Namen zu geben (z. B. Hilflosigkeit, Wut) und lasse sie einfach für einen Moment da sein. Gib ihnen Raum, ignoriere sie nicht. Lade sie ein und begegne ihnen wohlwollend. Ansonsten verstärkst du sie und sie werden sich immer wieder bemerkbar machen und an Präsenz gewinnen.

  3.  Lasse dich treiben
    Lebe einfach mal für eine gewisse Zeit in den Tag hinein und lasse dich treiben. Vielleicht sind es zwei Tage, vielleicht eine Woche. Das bestimmst ganz allein du. Gehe von Moment zu Moment und gebe dir genau hierzu einmal die Erlaubnis. Du darfst dir jetzt diesen Raum nehmen, um danach wieder leistungsfähig und fokussiert zu sein. Und wenn das bedeutet, dass du nachmittags noch deinen Schlafanzug anhast, ist auch das vollkommen in Ordnung. ;)

  4. Werde dir deiner wahren Bedürfnisse bewusst
    Vielleicht ist es ein Tanz durchs Wohnzimmer, ein Bad am Mittag, stundenlang aus dem Fenster gucken, malen, lesen, schreiben, meditieren etc. Gehe auf Entdeckungsreise: Was tut dir gerade wirklich gut? Was hat dir früher immer Spaß gemacht? Was lässt dein Herzen tanzen und deine Augen leuchten? Wo fühlst du dich völlig im Flow und vergisst Raum und Zeit?

  5. Entscheide dich
    Entscheide dich ganz bewusst, wie du die kommende Zeit für dich nutzen möchtest. Und „nutzen“ ist hier kein Synonym für „leisten“. Worauf möchtest du achten? Wo möchtest du gut für dich sorgen? Wo mal neugierig sein? Was umsetzen?

    Und ja, es ist vollkommen okay auszumisten, zu renovieren, Garten oder Balkon neuzugestalten, die Steuer zu machen, Online-Kurse zu besuchen, täglich Yoga zu praktizieren, in dein Journal zu schreiben und Zoom Calls oder ähnliches zu machen, sofern es DIR entspricht und DU das machen möchtest. Ohne Druck und ohne Zwang.

 

Ich bin der Überzeugung, dass die Coronakrise für jeden von uns geprägt ist von Erfahrungen und dass wir aus dieser verändert hervorgehen werden. Egal ob wir dafür oder dagegen arbeiten. Der Unterschied ist, wie bewusst wir diese Veränderung mitgestalten und wahrnehmen möchten. Denn…

 

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“ – Viktor Frankl

 

Reagiere also nicht einfach, sondern wähle bewusst deine Reaktion auf diese neuen Reize.

 

 

Sabrina

 

 

 

P.S.  Uns ist bewusst, dass nicht alle von uns gerade in der Coronakrise mehr Zeit haben als vorher. Viele haben gerade jetzt mehr zu tun, müssen besonders viel arbeiten und leisten. Vielen Dank an dieser Stelle an all diese Menschen und ihren Beitrag!

 

P.P.S.  Schaue auch gerne mal in unseren letzten Artikel Veränderung? Lieber nicht! Oder doch?. Wer hätte beim Schreiben des Artikels gedacht, dass das Thema für uns alle bald schon so aktuell sein wird. 

 

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