Bedingungsloses Geben vs. Tauschgeschäft

 

Warum solltest du diesen Blogartikel lesen?

Du opferst dich oft für andere auf und merkst, dass dir das nicht gut tut.

Du hast das Gefühl mehr zu geben, als andere es dir zurückgeben.

Du hast manchmal das Gefühl, dass das, was du leistest, als selbstverständlich angesehen wird.

Dir fällt es schwer deine Bedürfnisse zu kommunizieren.

Du merkst, dass an vieles, was du für andere tust, eine stille Hoffnung von dir geknüpft wird.

 

 

Kennst du das auch, dass du andere oft unterstützt, ihnen mit Rat und Tat beiseite stehst und dich dabei manchmal fast sogar aufopferst? Dass du oftmals mehr gibst als es dir gut tut? Dass du dabei deine eigenen Bedürfnisse hinter denen anderer anstellst? Dass du gibst und gibst und das vermeintlich gerne aus einer Selbstverständlichkeit heraus?

Und bei einem „Danke, dass du immer da bist.“ deines Gegenübers lautet deine Antwort darauf oft: „Nichts zu danken, das ist doch selbstverständlich.“ oder „Ach was, das mache ich doch gerne.“

 

Die Frage, die ich gerne mit dir näher beleuchten möchte, ist: Geben wir in solchen Situationen wirklich gerne und vor allem bedingungslos?

Stell dir vor, jemand bedankt sich nicht für das, was du für ihn tust – vielleicht noch nicht einmal aus böser Absicht. Oder du hast das Gefühl, dass das, was du leistest, deine Unterstützung, dein hohes Engagement etc. mit der Zeit als selbstverständlich angesehen werden. Es wird als „nichts Besonderes“, sondern als etwas „Normales“ angesehen. Das kann in der Partnerschaft sein, im Job, unter Freunden oder in der Familie. 

 

Bestimmt kennst du solche Situationen, in denen es normal ist, dass du dafür sorgst, dass alles organisiert ist, es allen gut geht oder du dich um dringende Erledigungen kümmerst. Situationen, in denen es ganz normal und natürlich ist, dass du die Person bist, die um Rat und Unterstützung gefragt wird. Da ist es normal, dass du die Person bist, von der xy erwartet wird. Bestimmt fallen dir hier auch direkt schon ein paar solcher Situationen aus deinem Leben ein. 

 

Und irgendwann dann merken wir, dass uns das nicht mehr gut tut, dass es doch nicht so „selbstverständlich“ oder „nicht der Rede wert ist“. Und auf einmal fühlen wir uns ungerecht behandelt, ausgenutzt, nicht wertgeschätzt, nicht ernst genommen oder empfinden das Verhalten der anderen Person auf einmal als unverschämt. Und spätestens da müssen wir einmal kritisch in den Spiegel schauen und uns fragen, ob wir all die Zeit davor, das, was wir geleistet haben, wirklich aus einer Selbstverständlichkeit heraus und bedingungslos getan haben oderob wir an vieles, was wir gegeben haben, eine unausgesprochene Erwartung gehangen haben. Zum Beispiel die Erwartung, dass wir dafür gelobt werden, anerkannt werden, geliebt werden, Aufmerksamkeit erhalten, bevorzugt werden, einen Wunsch erfüllt bekommen etc. 

 

Oft haben wir all diese Erwartungen nie ausgesprochen. Vielleicht weil wir uns nicht getraut haben, vielleicht weil wir gedacht haben „Sowas macht man nicht.“, „Sei nicht egoistisch.“, „Was soll die Person dann denken.“, „Man buhlt nicht um Aufmerksamkeit.“ usw. Und so haben wir weiterhin gegeben und gegeben, in der Hoffnung, dafür etwas zurück zu bekommen. Und solange unsere Hoffnung ungestillt geblieben ist oder nur hin und wieder erfüllt wurde, so lange haben wir immer wieder oder immer mehr gegeben. Denn wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. 

 

Und irgendwann kommen wir an den Punkt, dass es uns zu viel wird. Dann können wir oftmals folgende Auswirkungen an uns oder anderen beobachten:

 

  1. Vermeidungsstrategie: Wir leiden einfach weiter und üben uns im Aushalten. Das kostet uns natürlich sehr viel Energie, denn wir gehen in eine Opferhaltung – bewusst oder unbewusst – und in dieser verharren wir dann. Opfern uns weiter auf aus Angst, Veränderung zu initiieren, die erstmal, im Gegensatz zu unserem „Leid“, nicht oder nur in einem gewissen Maß kalkulierbar ist.

  2. Vermeidungsstrategie: Wir lassen die Bombe platzen. In einer, für die andere Person oft völlig unerwarteten Situation, können wir nicht mehr anders und machen uns Luft. Zum Beispiel in dem wir Vorwürfe platzieren oder in dem wir verständlich machen, dass wir uns ungerecht behandelt fühlen. Da es in solchen Situationen wortwörtlich aus uns herausplatzt, ist diese Handlung oft wenig kontrolliert und wir können unsere Kernbotschaft, sprich unser eigentliches Bedürfnis, nicht gut adressieren. Vielleicht trauen wir uns auch nicht auszusprechen, um was es eigentlich geht und verstecken uns hinter den Vorwürfen. Wir gehen also wie in 1. nicht in die Eigenverantwortung und versuchen die Verantwortung weiterhin bei unserem Gegenüber zu lassen. Ist ja auch praktischer. ;)

  3. Vermeidungsstrategie: Wir entziehen uns der Situation. Wir beenden vielleicht eine Beziehung, kündigen den Job, versuchen Personen immer weniger zu sehen oder mit ihnen in Kontakt zu treten. Hier müssen wir natürlich unterscheiden, ob wir vorher unser Bedürfnis klar kommuniziert haben und das Gespräch mit unserem Gegenüber gesucht haben, dies aber gescheitert ist oder, ob wir direkt die Flucht angetreten sind ohne dies zu tun. Bei Erstem sind wir in die Eigenverantwortung gegangen, haben für uns und unsere Bedürfnisse eingestanden und haben dann die Entscheidung getroffen „zu gehen“. Bei Zweitem sind wir nicht in die Eigenverantwortung gegangen, sondern sind lediglich „geflohen“.

  4. Lösungsstrategie: Wir lernen unsere Bedürfnisse und Erwartungen zu kommunizieren. Wir schaffen uns selbst und auch unserem Gegenüber den Raum, damit wir unser Anliegen adressieren können und übermitteln unsere Botschaft klar und ruhig in ICH-Botschaften, z. B. „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung von dir für das, was ich leiste.“, „Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen.“, „Ich möchte eine Beförderung.“. Das klingt doch schon anders als „Du hörst mir nie zu.“, „Für dich ist ja alles selbstverständlich, was ich mache.“, „Du könntest ja auch mal xy tun oder sagen.“

Denn seien wir mal ganz ehrlich, es ist nicht der Job anderer uns unsere unausgesprochenen Wünsche von den Lippen abzulesen. Es ist nicht deren Job zu wissen, was wir gerade brauchen, um uns genau das in diesem Moment zu geben. Und ehrlich gesagt, ist es von uns unfair, dass wir genau das oft erwarten, weil wir uns nicht trauen, unsere Bedürfnisse und das, was wir uns wünschen, zu benennen und zu adressieren. Besonders, wenn wir anderen Vorgaukeln, dass wir all das angeblich „gerne“ und „selbstverständlich“ machen. Denn damit „erziehen“ wir andere dahin, es als genau das anzusehen. 

 

 

Was kannst du also tun?

 

Hier 5 Schritte, um dich nicht länger aufzuopfern:

  1. Schau hin
    Wo ist dein Geben geknüpft an eine Erwartung und an ein ungestilltes Bedürfnis? Sei hier ganz ehrlich zu dir selbst. Schreib dir diese Situationen mit den entsprechenden Personen auf.

  2. Hand auf´s Herz
    Was erwartest du von der anderen Person? Welches Bedürfnis steckt hinter den einzelnen Situationen? Vielleicht werden auch einige Situationen von dem gleichen Bedürfnis gespeist. Benenne dieses Bedürfnis und formuliere es in Form einer ICH-Botschaft, z. B. „Ich möchte gesehen werden.“, „Ich möchte befördert werden.“ Vielleicht meldet sich direkt ein Gefühl von Scham. Lass es da sein, denn dieses versuchen wir oft durch unser Verhalten und Aufopfern zu vermeiden.

  3. Sprich es aus und übernimm Verantwortung
    Setze dich hin und lass vor deinem inneren Auge die einzelnen Situationen und Personen auftauchen. Sprich dein Bedürfnis nun jeweils laut aus. Gerne dreimal hintereinander und spüre einmal hinein, wie es sich anfühlt. Und mit jedem Aussprechen nimmst du mehr und mehr die Verantwortung zu dir zurück. Mach dir bewusst, dass es in deiner Verantwortung liegt, deine Bedürfnisse zu kommunizieren und nicht in der Verantwortung der anderen, diese „hellzusehen“ und zu stillen.

  4. Geh den ersten Schritt
    Suche dir eine konkrete Situation aus, in der du bei der nächsten Gelegenheit dein Bedürfnis klar kommunizieren möchtest. Das „Schöne“ an dem Aufopfern ist ja, dass es ein Muster ist, das nur durch permanentes Anwenden entsteht. Das bedeutet also, die nächste Situation, in der du dieses Muster durchbrechen kannst, wird schon bald kommen. ;)

  5. Sei mutig!
    Und dann wird sie kommen, diese Situation und vielleicht gelingt es dir nicht beim ersten Mal, vielleicht auch nicht beim zweiten Mal, aber dafür vielleicht beim dritten oder vierten Mal: Sprich aus, was du dir wünschst. Sprich aus, um was es eigentlich geht und wenn nötig, setze bewusst Grenzen. Denn manchmal sind es die eigenen Grenzen, die wir wahren müssen und die uns die größte Freiheit schenken können.

 

 

Welcher Punkt spricht dich spontan an? Worum geht es aktuell in deinem Leben? Wenn wir Dinge verändern wollen, ist unser Bewusstsein der erste Schritt ins Neue. 

 

Ich wünsche dir also den Mut, für dich und deine Bedürfnisse einzustehen. Den Mut, für dich loszugehen und dich zu lösen aus der Opferrolle und der Warteposition. Den Mut, die Verantwortung zu dir zu nehmen, die dir den Schlüssel zur Veränderung reichen mag. 

 

 

Alles Liebe

Sabrina

Kommentar schreiben

Kommentare: 0