Ich flipp´aus! - nee, doch nicht.

 

Warum solltest du diesen Blogartikel lesen?

Du möchtest den Unterschied zwischen einer ad-hoc und einer achtsamen Reaktion kennen lernen.

Du möchtest wissen, warum die eigene Reaktion verzögern zu können, eine wichtige Fähigkeit ist.

Du möchtest einen Weg kennen lernen, gelassener und überlegter mit Situationen umzugehen, die dich normalerweise auf die Palme bringen.

 

Happy and mindful sunday Grüße an dich!

 

Gerade sitzen Sabrina und ich hier mit einem Glas Wein, genießen den Moment und sind einfach nur glücklich mit dem, wie es uns geht. Achtsamkeit kann so einfach sein und ist dennoch nicht leicht. Vielleicht erinnerst du dich an unseren ersten Artikel dieser dreiteiligen Reihe zum Thema Achtsamkeit. In diesem haben wir Achtsamkeit als eine innere Haltung beschrieben, auf eine bestimmte Art und Weise aufmerksam und bewusst im gegenwärtigen Moment zu sein – ohne direkt zu beurteilen.

 

Und damit landen wir auch schon direkt beim „nicht leichten“ Teil der Achtsamkeitspraxis.

 

Unser Leben besteht aus unendlich vielen Reaktionen, die durch bestimmte Reize hervorgerufen werden, die wir im Außen empfangen. Wie wir eine Situation beurteilen und dementsprechend reagieren, hängt stark damit zusammen, welche Erfahrungen wir in unserem Leben gemacht, wie uns unser Umfeld und unsere Familie geprägt haben und noch so vieles mehr. Wir entwickeln daraus unser ganz persönliches Bewertungssystem, welches uns durch unser Leben navigiert. Die Art und Weise, wie wir Geschehnisse bewerten, hat absolut ihre Daseinsberechtigung, da uns unsere Bewertungen eine gewisse Sicherheit schenken und Orientierung geben.

 

 

Was bringt dich ad-hoc auf die Palme?

 

Wir kennen sie alle, diese alltäglichen Situationen, in denen etwas passiert, ein Reiz im Außen und du würdest am liebsten für einen Moment „aussteigen“. Manchmal reicht schon ein blöder Kommentar auf WhatsApp oder der Unbekannte im Supermarkt, der dir unabsichtlich seinen Einkaufswagen in die Hacken fährt. Oder du bemerkst, dass ein Satz eines Kollegen dich so extrem antriggert, dass du soooofort emotional wirst und schneller sprichst, als dein Hirn denken kann. Du ärgerst dich dann im Nachhinein über deine fast automatische ad-hoc Reaktion und fragst dich, warum du nur so reagiert hast. Warum etwas oder jemand wieder einen dieser roten Knöpfe bei dir drücken konnte oder dir das wieder so nahe gegangen ist.

 

 

Folgende Grafik, stellt dieses „Dilemma“ einmal vereinfacht dar:    

 

 

Reize und Impulse im Außen gehören zu unserem Alltag. Sie verleiten uns, unser altbewährtes Bewertungsschema anzuwenden, auch wenn wir schon lange merken, dass uns das gar nicht mehr so guttut und wir in einer Schleife von immer wieder kehrenden Emotionen feststecken. Der erste Schritt ist überhaupt erst mal zu bemerken, dass du dich gerade in einer solchen „Reiz-Reaktionsschleife“ befindest. Zu bemerken, wie beurteilst du dich und die Situation. Zu bemerken, was deine persönlichen Triggerpunkte sind, die dich so stark reagieren lassen. Was in diesen Momenten körperlich und emotional bei dir passiert...

 

Denn „entscheidend ist nicht was du gedacht oder gefühlt hast, entscheidend ist, dass du bemerkt hast, was du wahrgenommen hast“ (Brigitte Riedmann).

 

 

Aber wo ist er nun, dieser „Achtsamkeitsschalter“ für überlegteres Handeln?

 

Wenn du also in Zukunft merkst, dass etwas oder jemand einen dieser fiesen roten Knöpfe drückt, dann möchten wir dir einen Weg zeigen, der die Qualität deiner Wahrnehmung trainiert. Damit du in diesen Situationen mehr Handlungsspielraum fühlen und somit überlegter handeln kannst.

 

Unser Atem spielt dabei eine wichtige Rolle. Nicht umsonst gibt es Sprichwörter wie „Atme erst mal tief durch“, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

 

Nimm also für den Moment einmal eine Situation, in der du zuletzt aus deiner Sicht stark emotional und ad-hoc reagiert hast und in der du danach mit deiner Reaktion gehadert hast.

Stell dir vor, du hättest in dieser Situation nicht sofort reagiert, sondern im übertragenen Sinn erst mal die „Pausetaste“ gedrückt und dreimal tief durch geatmet. Was glaubst du, was sich dann vielleicht verändert hätte? Wie hätte deine Reaktion dann ausgesehen?

 

Durch diese „Atempause“ erschaffst du dir nämlich ganz neue Möglichkeiten, einen Raum der Klarheit und Entscheidung. Einen Raum, in der die Zeit für einen kleinen Moment stillsteht. In dem du nicht sofort bewertest und reagierst, sondern zunächst beobachtest und dich neu entscheidest, wie du auf einen bestimmten Reiz reagieren möchtest.

 

Jeder von uns kennt diesen Selbstauslöser als Auslöseverzögerung an einem Fotoapparat. Dieser gibt der Person, die auf diesen Auslöser drückt, 10 Sekunden Zeit, ihren Platz wieder einzunehmen und auf dem Foto zu erscheinen. Wie die Verzögerung an der Kamera, so ermöglicht uns Achtsamkeit, also dein persönlicher Raum der Klarheit und Entscheidung, innezuhalten und dich (deine Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen) zu beobachten, ohne sie direkt zu beurteilen. Anschließend ist es dir möglich, bewusst(er) zu handeln, statt nur automatisch nach deinem gewohnten Schema und ad-hoc zu reagieren. 

 

 

Hier auf einen Blick, was den Unterschied ausmacht:    

 

 

Du hast die Wahl, in jedem Moment

 

Viktor Frankl hat einmal gesagt: “Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.” Sozusagen, deine innere Freiheit, nicht auf alles reagieren zu müssen – und wenn, dann so wie du es für in diesem Moment angemessen empfindest. Manchmal beträgt der Raum der Entscheidung vielleicht nur den Bruchteil einer Sekunde, aber er ist definitiv da. Mit Achtsamkeit kannst du diesen Entscheidungsraum erkennen, öffnen, nutzen und erweitern. Denn du kannst den Reiz bzw. das Außen nicht verändern, aber du kannst entscheiden, wie du darauf eingehst und antwortest. Und diese Sekunde gilt es wahrzunehmen und zu nutzen.

 

 

Wie kannst du in diesen Raum gelangen und ihn für dich nutzen?

 

1. Drück die Pausetaste & halte inne

 

Du befindest dich in einer Situation, in der dich etwas antriggert. Du merkst, wie Emotionen in dir hochkommen... Drücke nun ganz bewusst die Pausetaste und geh in deinen Raum der Klarheit und Entscheidung.

 

 

2. Atme tief durch

Atme tief durch und versuche dich lediglich auf deinen Atem zu konzentrieren.

 

3. Beobachte ohne zu bewerten

Versuche die Situation möglichst wertfrei zu beobachten und nimm wahr, welche Gedanken und Emotionen gerade in dir aufkommen. Vielleicht hilft dir unser Tipp „aha ok“ aus unserem letzten Artikel dabei. 

 

4. Entscheide neu & reagiere

Triff nun bewusst deine Entscheidung, wie du deinen persönlichen Raum wieder verlassen möchtest. Mit welchen Emotionen, mit welcher Haltung, mit welcher Reaktion, möchtest du zurück ins Außen gehen? Wieder angekommen im Außen reagierst du nun bewusst und überlegt.

 

 

Wir laden dich ein, dich selbst in den kommenden Wochen wirklich bewusster zu beobachten und zu bemerken wie du mit den Dingen die dir begegnen umgehst– achtsam oder ad-hoc. Geh immer wieder in deinen Raum der Klarheit und der Entscheidung, wenn du merkst, dass wieder ein paar deiner roten Knöpfe gedrückt werden. Dieses Bewusstsein und auch das Praktizieren erfordert etwas Übung. Aber es lohnt sich und wir können es dir nur ans Herz legen. Und falls du doch mal ausflippst, nimm´s bewusst wahr und genieß es ... manchmal braucht´s auch genau das ;).

 

 

Sabrina und yvonne

 

 

PS:

Der Artikel ist nicht nur zusammen sondern beisammen entstanden. So schön, dass wir endlich mal wieder ein kreatives und inspirierendes Wochenende zusammen verbracht haben. München meets Koblenz ;)

 

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